Einerseits und Andererseits
Warum es so schwer ist, die AfD zu verbieten
DOI:
https://doi.org/10.24338/mip-2024131-139Schlagworte:
Parteiverbot, Wehrhafte Demokratie, Freiheit des politischen Prozesses, Politisches ErmessenAbstract
Ein möglicher edukatorischer Effekt eines Parteiverbotsverfahrens, weil mit ihm in der Sache auch die politische Gesinnung, für die die betreffende Partei steht, ganz grundsätzlich stigmatisiert wird, muss auf seine tatsächliche Wirksamkeit befragt und gegen die problematischen Folgen abwogen werden, die eine Verbotsentscheidung mit Blick auf die weitere Diskreditierung der Demokratie in wahrscheinlich nicht unbeachtlichen Teilen der Bevölkerung auch entfalten würde. Umgekehrt versichert sich die Mehrheitsgesellschaft im Ausspruch des Verbots ihrer gemeinsamen Werte und bekräftigt sie auf unmittelbar sichtbare Weise. All diese Folgen betreffen den Symbolhaushalt der Gesellschaft, und dass man über die meisten von ihnen nur spekulieren kann, bedeutet nicht, dass sie – gerade auf lange Sicht – weniger wichtig wären; es macht nur die vorzunehmenden Abwägungen noch einmal komplexer.