Sind die Deutschen antisemitisch (geworden)?
Antisemitismus in Deutschland im internationalen und zeitlichen Vergleich
DOI:
https://doi.org/10.24338/mip-2024237-266Schlagworte:
Relative Schwäche des deutschen Antisemitismus in Europa, Rückgang des Antisemitismus in Deutschland, Definition des Antisemitismus, Erhebung des Antisemitismus, soziale Erwünschtheit, Abhängigkeit von Erfahrungen mit Minderheiten, Abhängigkeit von der Zugehörigkeit zum Christentum, Möglichkeit einer Untergrenze, Entwicklungen der politischen KulturAbstract
Ob der Zunahme antisemitischer Vorfälle und Straftaten in Deutschland seit 2004 eine Zunahme antisemitischer Vorurteile in der deutschen Bevölkerung entspricht, wird im ersten Teil in einer – der Absicht nach vollständigen – Synopse publizierter Mittelwerte aus Bevölkerungsbefragungen geprüft, die antisemitische Stereotype, Einstellungen und Wertschätzung in Deutschland und Europa 2018 und 2020 vergleichen und ihre Entwicklung in Deutschland seit 2002 verfolgen. Im europäischen Vergleich liegt der Antisemitismus in Deutschland unterhalb der mittleren Werte, im Zeitverlauf geht er zurück. Der Zunahme von Vorfällen und Straftaten entspricht keine Zunahme von Vorurteilen.
Die Synopse wirft sechs Probleme vergleichender Analysen des Antisemitismus auf, die im zweiten Teil diskutiert werden. Vier davon sind wissenschaftlicher und länderübergreifender Natur: die Definition und Operationalisierung des Antisemitismus, seine Unterschätzung durch soziale Erwünschtheit und seine Abhängigkeit von Erfahrungen mit Minderheiten und von aktiver wie passiver Zugehörigkeit zum Christentum. Das fünfte ist praktischer und länderübergreifender Natur: die Möglichkeit einer Untergrenze des Antisemitismus. Das sechste ist wertend und spezifisch für Deutschland: die Einbindung seines Rückgangs in Entwicklungen der politischen Kultur.
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