Außerhalb gewohnter Pfade.

Wer zählt zum Wählerpotential des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)?

Autor/innen

  • Olaf Jandura
  • Frank Marcinkowski
  • Fabian Anicker

DOI:

https://doi.org/10.24338/mip-2024288-303

Schlagworte:

Parteigründung, Wählerpotential, BSW, Bündnis Sahra Wagenknecht

Abstract

Das Parteiensystem der Bundesrepublik hat sich in den letzten Jahrzehnten durch Parteineugründungen, die bei Wahlen erfolgreich die Sperrklausel überwinden, ausdifferenziert. In den 1980er Jahren erweiterten die Grünen das bis dahin stabile 2,5-Parteiensystem, in den 1990er Jahren die PDS/Linkspartei, und seit 2013 wird verstärkt zur AfD geforscht. Nun erscheint mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) eine neue Partei auf der Bildfläche.
Die sozialwissenschaftliche Forschung verfolgte diese Parteineugründungen mit großem Interesse. Neben Fragen der Institutionalisierung sowie der Herkunft und Zusammensetzung der Parteimitglieder stand die Analyse ihrer Wählerschaft im Mittelpunkt des Interesses. Dieses Thema greift der Aufsatz auf und untersucht die Größe des Wählerpotenzials der BSW, dessen Zusammensetzung und dessen Überschneidung mit dem Wählerpotenzial anderer Parteien. Hierfür wurde im März 2024 eine nach der Zusammensetzung der deutschen Wahlbevölkerung zwischen 18 und 79 Jahren quotierte Onlinebefragung durchgeführt, die das Wählerpotenzial der BSW nicht über die veränderungsanfällige Sonntagsfrage, sondern über die Frage nach dem Wählerpotenzial der BSW („Käme die BSW bei der nächsten Bundestagswahl für Sie in Betracht?“) erfasste.
Es zeigt sich, dass das Wählerpotenzial der BSW ähnlich groß ist wie das der FDP, der AfD, der Linkspartei und der Freien Wähler. Dabei wird die Zugehörigkeit zum Wählerpotenzial der BSW durch ein geringes Einkommen, eine geringe Zufriedenheit mit der Demokratie, eine eher hohe politische Selbstwirksamkeit und eine gleichzeitig liberale und nationale Einstellung determiniert. Zudem ist das Wohnen in ländlichen Regionen in Ostdeutschland eine weitere wahlgeografische Determinante.
Vermutungen, dass die BSW vor allem der AfD Stimmen „kosten“ wird, kann diese Studie nicht empirisch untermauern. Nur gut jeder fünfte aus dem Wählerpotenzial von AfD und BSW kann sich vorstellen, beide Parteien zu wählen. Größere Überschneidungen gibt es hingegen im Wählerpotenzial von BSW, den Grünen und der SPD, was den Schluss nahe legt, dass sich eine weitere systemkritische Partei in Deutschland im linken Spektrum etablieren kann.

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Veröffentlicht

2024-10-21